Wie hoch ist der Verdienst des Mediengestalters? Diese Frage hat mich während der Ausbildung auch sehr beschäftigt. Es gibt viele Tabellen für den Lohn, aber keine richtige Zusammenfassung. Daher habe ich diese Seite erstellt. Letztes Update: 21.10.2012 (erweitert um Lohnberechnung und Arbeitszeit)
Warum das Gehalt eines Mediengestalters so schwierig zu beschreiben ist
Einflüsse auf den Lohn
Was man feststellen kann: Die Löhne gehen extrem weit auseinander. Viele Faktoren spielen hier mit, Geschlecht (leider immer noch), Ost/West, Alter, Erfahrung, Können. Nicht zu unterschätzen ist der Faktor Lohn vs. Lebenshaltungskosten in der jeweiligen Stadt. Mit einem 1.500 Euro Gehalt wird man in Berlin oder Leipzig sehr viel weiter kommen, als in Köln, Hamburg oder München.
Fachrichtungen, Fachrichtungen, Fachrichtungen
Da der Beruf des Mediengestalters äußerst vielseitig ist, gehen in Gehaltsumfragen ebenso Werte von kleinen, klammen Designklitschen ein, wie von großen Druckereien mit Tarifverträgen. Bis 2007 ist der Mediengestalter in 4 Fachrichtungen aufgeteilt gewesen: Medienberatung, Mediendesign, Medienoperating und Medientechnik. Danach wurde umstrukturiert und es gab noch 3 Fachrichtungen: Beratung und Planung, Konzeption und Visualisierung, Gestaltung und Technik. Und nicht zu vergessen gibt es noch einen gesonderten Mediengestalter für Bild und Ton.
Dieses Fachrichtungschaos hat einen Grund: So ziemlich alles, was man Medien machen kann, seit vielen Jahrzehnten, hat man im Mediengestalter zusammengefasst. Die altehrwürdigen Berufe Schriftsetzer, Reprograf oder Notenstecher zählen dazu. Vom Zeichner über den Planer von Marketingstrategien bis zum Mediengestalter in der Druckvorstufe und natürlich das riesige mögliche Arbeitsumfeld der Bild-und-Ton-Mediengestalter nennt sich heute Mediengestalter. Zusammen mit diesen ganzen Möglichkeiten und den oben genannten Faktoren ist es sehr schwer festzulegen: Dieses Gehalt verdient ein Mediengestalter.
Wie sehen denn nun die Verdienstaussichten aus?
Ich habe mich auf die Suche nach Zahlen begeben und hier etwas zusammengefasst. Falls du die oberen Abschnitte übersprungen hast: Lies sie! Der Lohn hat extrem viele Einflussfaktoren!
Momentan liegt das Durchschnittsgehalt eines Mediengestalters in den Anfangsjahren gefühlt bei etwa 1800-2500 Euro brutto. Je nach Qualifikation sind die Grenzen nach oben hin weit offen. Nach unten sind in Internetforen ebenso oft erschreckend niedrige Löhne von 1.500 Euro brutto und weniger zu lesen, natürlich bei 40 Stunden und Überstunden ohne Ende. Für dieses Geld solltet ihr ohne Aussichten auf schnelle Steigerung in einem anspruchsvollen Job schlicht und einfach nicht arbeiten gehen. Nur so könnt ihr höhere Löhne erreichen. Seht es mal so: Ein Mediengestalter im Webdesign hat mitunter einen ebenso anspruchsvollen Job, wie der Programmierer, der neben ihm sitzt. Aber der Mediengestalter verdient weitaus weniger. Warum? Weil er sich es bieten lässt und weil der Fachkräftemangel scheinbar noch nicht groß genug ist!
Die Zahlen
Hier habe ich ein paar Zahlenquellen zusammengetragen. Im Grunde sind Zahlen aber wie oben gesagt Schall und Rauch ohne die Einflussfaktoren zu berücksichtigen. Auch geht aus diesen Statistikzahlen nicht hervor, wie die Rahmenbedingungen aussehen, also die restlichen Werte wie Wochenarbeitszeit, Urlaubstage, Gratifikationen etc. Aber es gibt zumindest schonmal eine grobe Richtung:
Achtung: Wenn du direkt hier zu den Zahlen vorgesprungen bist: Lies dir die vorigen Abschnitte durch! Es gibt zuviele Faktoren, als dass diese Zahlen reichen würden!
So sieht es die Bundesagentur für Arbeit
Mediengestalter Digital und Print: Bruttomonatslohn: € 2.341 bis € 2.928 Bruttojahreslohn: € 28.092 bis € 35.136 Mediengestalter Bild und Ton Bruttomonatslohn: € 2.400 bis € 2.600 Bruttojahreslohn: € 28.800 bis € 31.200
Tarifvertrag der Druckindustrie
Bei Lohngruppe 5 im Monat € 2.389 Im Tarifvertrag gibt es genaue Angabe zu Lohn, Urlaubstagen, Gratifikationen, etc. Falls ihr unter einen Tarifvertrag fallt, solltet ihr Euch informieren, z.B. bei Verdi.
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Allgemeines Bild in Foren und Umfragen
Bruttomonatslohn € 1.500 bis € 3.200 Bruttojahreslohn € 18.000 bis € 38.400
Ausbildung
Ausbildungsvergütung mit Tarifvertrag in der Druckindustrie ab 2012
Jahr 1 € 853 Jahr 2 € 904 Jahr 3 € 955 Jahr 4 € 1006
Hinweis zu Tarifverträgen
Die Angaben hier sind nicht vollständig. Tarifverträge sind recht komplex, daher informiert euch z.B. bei Verdi oder der Gewerkschaft, die für euch gilt.
Kleinvieh macht auch Mist!
Wichtig ist (vor allem wenn ihr mehrere Jobangebote habt), dass ihr nicht einfach nur die blanken Monatslöhne nebeneinander setzt. Wichtig sind die Lebenshaltungskosten am Arbeitsplatz (in Berlin gibt es andere Mieten als in München) und besonders wichtig sind die restlichen Bedingungen im Arbeitsvertrag:
- Wieviele Urlaubstage gibt es im Jahr?
- Wieviele Stunden muss man in der Woche arbeiten?
- Sind Überstunden automatisch mit dem Gehalt abgegolten (was eigentlich nicht korrekt ist) oder werden die ausbezahlt oder ausgeglichen?
- Gibt es weitere Gratifikationen wie Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld?
Mein Tipp
- Sucht euch die Jahresarbeitstage für das Jahr und das Bundesland heraus, z.B. hier.
- Zieht Eure Urlaubstage davon ab
- Multipliziert die Arbeitstage mit eurer Tagesarbeitszeit. Bei einer 40 Stunden Woche sind das z.B. 8 Stunden am Tag
- Rechnet euer Gehalt für das komplette Jahr aus inkl. Gratifikationen wie Urlaubsgeld oder Weihnachtsgeld (immer im Kopf behalten, dass der Arbeitgeber das jederzeit streichen kann)
- Teilt das Gehalt (4) durch die errechneten Stunden (3) und ihr habt euren Stundenlohn
Zukunftaussichten / Fortbildung / Weiterbildung
Auch wenn ihr denkt: Beim Mediengestalter zählt nur das Können – nicht ganz. Weiterbildungen bieten Lehrinhalte, die mit gestalterischem Talent nichts zu tun haben und die ihr euch auch nicht mal ebenso selbst beibringen könnt. Insbesondere, wenn man später einmal eine Abteilung leiten möchte oder andere Führungsaufgaben übernehmen will, kommt man nicht um kaufmännische und betriebswirtschaftliche Weiterbildungen herum.
Weiterbildung zum Fachwirt bzw. Medienfachwirt
Der Medienfachwirt oder der Fachwirt allgemein (es gibt weitere, Verlagsfachwirt, Verwaltungsfachwirt z.B.) ist quasi das Meisterbrief-Pendant bei den Schreibtischjobs. Man qualifiziert sich dort für das „mittlere Management“. Das ist ein Gummibegriff, „mittleres Management“ sagt eigentlich gar nichts aus. Aber mit dem Fachwirt hast auf dem Papier eine nachgewiesene Fortbildung, so dass du nun Verwaltungs-, Planungs-, Budgetierungs-, und Personalentscheidungen fällen kannst. Das ist doch schonmal was und wenn es demnächst heißt: Wer wird der neue Abteilungschef, dann hast du etwas vorzuweisen. Nach einigen Jahren Erfahrung als Mediengestalter solltest du dir überlegen, den Fachwirt zu machen.
Übrigens: Die Kurse zum Fachwirt z.B. von der IHK oder anderen privaten Schulen sind zwar recht teuer, so um die 6.000 Euro, jedoch bekommst du durch das „Meister-Bafög“ fast 50% von der Summe durch den Staat erstattet, wenn du erfolgreich abschließt. Das „Bafög“ ist übrigens hier irreführend, es hat mit dem echten Bafög nichts zu tun, du kriegst es auf jeden Fall, egal wieviel die Eltern verdienen ;-). Der einzige Fall wo der Staat nicht zahlt, ist wenn du schon ein Studium hast.
(Fern-)Studiengänge
Ein Studium zu beginnen ist schwer, wenn man bereits im Berufsleben steht. Da bietet sich eigentlich nur ein Fernstudium an. Und da gibt’s extrem viele Möglichkeiten, z.B. in Richtung Betriebswirtschaftslehre für die Management-Anwärter, Richtung Marketing/Kommunikation/Social Media wenn ihr irgendwo in entsprechenden Abteilungen eines großen Unternehmens sitzt. Da kann ich echt keine Empfehlung geben… nur eines: Ich denke, dass bei den Fernstudiengängen jede Menge teurer Schrott mit unnützen Abschlüssen zu finden ist. Macht euch in Foren schlau, was das Beste für euch ist!
Mein Tipp
Kurz und knapp: Stoßt euch im stressigen Agenturleben ein paar Jahre die Hörner ab, lernt ordentlich und versucht mit den paar Kröten zu leben, die euch die Designklitschen zahlen. Irgendwann bieten sich Optionen in größere Firmen zu springen. Idealerweise in Branchen, die primär mit Mediengestaltung nichts zu tun haben, z.B. in einer Marketing- oder Kommunikationsabteilung eines großen Autohauses oder Chemieunternehmens. Dort könnt ihr dann ohne Burn-Out älter werden und euch wie oben genannt weiterbilden.
Nur eines dürft ihr niemals tun: Die Füße hochlegen und beruflich auf der Stelle treten! Denkt mal 10 Jahre zurück, da gabs kein Facebook und keine Social-Media Abteilung in großen Unternehmen, die sich um sowas gekümmert hat. Oder denkt 20 Jahre zurück, da existierte für uns das Internet noch gar nicht. Wer damals als Mediengestalter die ruhige Kugel geschoben hat, ist heute abgehängt worden. Seht zu, dass euch das nicht passiert!